Konfrontationstherapie

Mittlerweile sind Konfrontationsverfahren ein unverzichtbarer Bestandteil in der Behandlung von Angst- und Zwangsstörungen. Ihre große Wirksamkeit ist in zahlreichen Studien nachgewiesen worden. Wir arbeiten seit über 15 Jahren mit dieser Methode und verfügen über entsprechend fundierte theoretische und praktische Kenntnisse. Im folgenden möchten wir Ihnen einen kleinen Einblick in das Prinzip der Konfrontationstherapie geben.

Ein wichtiges Kernmerkmal der Angststörungen ist, dass die unter Ängsten leidenden Patienten dazu neigen, die angstauslösenden Reize oder Situationen zu vermeiden. Dies ist verständlich, da die Vermeidung kurzfristig das Angsterleben reduziert. Leider ist dieses Vermeidungsverhalten mittel- und langfristig sehr nachteilig, weil es die Angstproblematik aufrechterhält. Warum ist das so?

Angst steigt nicht ins Unendliche, wie viele Betroffene irrtümlich meinen, sondern die Angstintensität hat eine Begrenzung, über die sie nicht hinausgeht, und sie sinkt zwangsläufig wieder ab, wenn die Angst nicht vermieden wird. Dieser Mechanismus ist biologisch in jedem Menschen verankert, viele kennen ihn, auch aus eigenem Erleben unter dem Begriff der Gewöhnung. In gewisser Weise geht es also bei der Konfrontationstherapie darum, wieder Vertrauen in den eigenen Körper und dessen Reaktionen zu bekommen.

Das grundlegende Prinzip dieser Behandlung ist deshalb die Konfrontation mit angstauslösenden Situationen unter therapeutischer Anleitung. Dabei wird der Patient oder die Patientin keineswegs einfach mit der Situation konfrontiert, sondern auf vielfache Weise erst durch den Therapeuten bzw. die Therapeutin darauf vorbereitet. Wichtigste Maßnahme hierbei ist ein für den Patienten oder die Patientin nachvollziehbares und transparentes Erklärungskonzept über die lebensgeschichtliche Entwicklung der Angststörung - denn das kann für jeden Menschen ganz unterschiedlich sein - und was die Gründe dafür sind, weshalb die Ängste noch nicht wieder verschwunden sind. Erst wenn ein/-e Patient/-in ein neues Verständnis für die Angstproblematik hat und ein Verständnis/Vertrauen hat, warum eine Konfrontationstherapie hilfreich wäre und wie diese im konkreten Einzelfall aussehen würde, wird mit der eigentlichen Konfrontation mit angstauslösenden Reizen/Situationen begonnen.

Bei der sozialen Phobie können dies soziale Situationen sein, in denen der Patient bzw. die Patientin sich im Blickpunkt anderer Menschen wähnt und fürchtet, von diesen negativ bewertet werden zu können. Bei der Agoraphobie sind es häufig Situationen, aus denen man schlecht entkommen kann, falls man Angst oder Panik verspürt (z.B. Menschenmengen, Kaufhäuser, U-Bahnen etc.). Bei der spezifischen Phobie sind es meist ein spezielles Objekt oder eine ganz bestimmte Situation, die Angst auslöst (z.B. Höhen, Autofahren, Spinnen, Hunde etc.). Und bei der Panikstörung sind es eigene Körperempfindungen, die angstauslösend sind, weil sie als Beginn einer Panikattacke oder einer schwerwiegenden Krankheit (Herzinfarkt/Schlaganfall, Ohnmacht etc.) missverstanden werden. Bei Zwangsstörungen erfolgt beispielsweise die Konfrontation mit immer wiederkehrenden, aufdringlichen Zwangsgedanken (wenn ich etwas bestimmtes mache oder nicht mache, dann passiert etwas schreckliches) oder bei Zwangshandlungen (immer wieder etwas waschen, kontrollieren, ordnen etc.) erfolgt die Konfrontation beispielsweise mit "verseuchten" Gegenständen.